Hallo und herzlich willkommen zu what the fun. Heute am Mittwoch statt Sonntag, ich experimentiere nämlich noch ein wenig mit Tag und Uhrzeit.
Was vergangene Woche ziemlich cool war, war ein Interview, dass ich mit der Journalistin& Autorin Anne Dittmann zu ihrem neuen Buch “Solo, selbst & Ständig – was Alleinerziehende wirklich brauchen” führen durfte. Das Buch ist ein Wut-& Mut-Buch:
Es ist ideal für alle, die frisch Alleinerziehend sind, weil es ein bisschen wie eine Umarmung ist und an die Hand nimmt.
Es ist aber auch gut, wenn man schon länger Alleinerziehend ist, weil es die Strukturen aufzeigt und die Lebensrealitäten von vielen unterschiedlichen Alleinerziehenden sichtbar macht.
Und es ist auch wichtig für alle Menschen in Paarbeziehungen mit Kindern, weil Liebe endet und Trennungen passieren.
Das komplette Interview wird bald Online erscheinen, aber Anne hat mit mir für diesen Newsletter auch über Spaß als alleinerziehendes Elternteil gesprochen. Alleinerziehende sind mitnichten eine homogene Gruppe, aber wenn man etwas pauschal sagen kann, dann wohl am ehesten, dass Zeit knapp ist.
Natürlich geht es in Annes Buch nicht um Spaß, aber es ist ein wichtiges Element, wenn wir an mentale Gesundheit denken – wir alle brauchen diese Momente, in denen Verpflichtung mal in den Hintergrund rücken darf.
Übrigens, immer wenn ihr denkt, dass generische Tipps, die ihr irgendwo lest zu einfach sind und euch als Einzelperson in die Verantwortung nehmen, dann habt ihr wahrscheinlich recht. Ich liebe diese Podcast-Folge von detektor.fm mit dem Psychologen und Redakteur von Spektrum der Wissenschaft Steve Ayan, indem es genau darum geht. Jetzt aber zurück zu Anne, denn auch sie schreibt es ähnlich im Kapitel zur mentalen Gesundheit.
Diese Zeiten, in denen man wirklich mal frei hat, darf nicht an einzelnen Personen hängen, denn:
Anne, wie entdeckt man den Spaß unter der ganzen Verantwortung wieder?
Ich habe das Gefühl, Spaß hat ganz viel damit zu tun, den eigenen Ursprung zu finden. Wir hatten alle mal Spaß, als wir 16 waren. Da haben wir es geliebt, auszugehen oder Sport zu treiben oder zu lesen. Ich entdecke ganz viel aus meiner Kindheit und Jugend wieder. Ich habe eine Zeitlang total vergessen, wer ich bin, weil die Verpflichtungen so groß waren und ich versucht habe, allen gerecht zu werden. Und jetzt bin ich wieder die humorvolle, lustige, quirlige, chaotische Mutter, die ich schon immer war.
💡 Was hast du schon immer gerne gemacht? Kannst du da wieder anknüpfen?
Wie hast du das geschafft? Wie geht Spaß als Mutter?
Wenn ich an Spaß denke, dann denke ich auch daran: Was für eine Mutter will ich sein? Wer bin ich? Wie gestalte ich diese komische Schablone Mutterschaft für mich so, dass es auch für mich passt? Überlege ich jetzt ständig, was jetzt pädagogisch richtig ist? Strebe ich immer nach Perfektion und versuche bloß keinen einzigen Fehler zu machen? Kein einziges falsches Wort in den Mund zu nehmen? Dann bin ich nämlich die ganze Zeit am Überlegen und im Kopf. Ich finde es ist wichtig, Natürlichkeit reinzubringen. Dann findet man auch mehr zu sich, auch in sozialen Interaktionen. Und wenn man gern Party macht, dann sollte man wieder öfter feiern gehen und versuchen, das einzurichten.
Was steht dem Spaß-haben im Weg?
Spaß hat unglaublich viel damit zu tun, wie hoch der Mental load ist. Das fängt an, wenn wir unser Bewusstsein mal kurz abkoppeln können, wenn wir einfach mal nicht verantwortungsvoll sein müssen. Und dass die Vernunft mal so komplett in den Hintergrund tritt, das haben Alleinerziehende wirklich wenig.
💡Es ist total wichtig für die mentale Gesundheit, diese Räume zu kreieren. Aber bitte mach dir keinen Druck. Manchmal geht es einfach nicht.
Und was hilft denn gegen Mental Load und Stress?
Gemeinsam mit der Autorin Patricia Cammarata, die den Begriff mental load in Deutschland maßgeblich geprägt hat, habe ich folgende Tipps für Alleinerziehende in meinem Buch zusammengefasst:
Routinen und Rituale pflegen
Stresstagebuch führen
Sparring-Partner*in suchen
Regelmäßig Sport machen, meditieren oder was auch immer dich entspannt
...MERKE: Keine Zeit für eine Pause? Dann mach zwei Pausen!
ÜBE, NEIN ZU SAGEN!
💡Wenn du Alleinerziehende Freund:innen hast, dann frag sie doch mal: Was möchtest du? Kann ich dir deine Küche putzen oder soll ich mal einen Nachmittag auf dein/e Kind/er aufpassen? Wichtig: Biete nur an, wofür du auch die Ressourcen hast
Kein Spaß: Wenn ihr in einer Partnerschaft mit Kindern seid, dann beantwortet euch doch mal folgende Fragen:
Die Lebensrealität von Alleinerziehenden geht uns alle an. Oder wie die Autorin und Journalistin Mareice Kaiser (die übrigens den wunderbaren Newsletter “Fast Sommer” schreibt) so schön sagt: Wenn es Alleinerziehenden in unserer Gesellschaft gut geht, dann geht es uns allen gut.
Und an alle Hamburger, die Lust auf einen schönen Abend haben: Am 4. Mai liest die Journalistin und Autorin Nora Burgard-Arp aus ihrem Buch “Wir doch nicht” in der Buchhandlung Christiansen. Ich mache die Moderation. Wir freuen uns, wenn ihr vorbeikommt.
Mein Eindruck ist, dass Spaß für Mütter immer mit einem Aber belegt wird. Alles darf – aber nur bis zu einem gewissen Grad.