Warum Spielen gut für dich ist🎈
Plus: 3 konkrete Ideen von Barbara Maas für mehr Spielen auf der Arbeit
Hallo und herzlich willkommen zu what the fun. Wir sind jetzt über 200! Ich freue mich, dass ihr alle dabei seid. Vielen Dank. Heute geht es um das Thema Spielen. Und bevor ihr jetzt aussteigt, weil ihr denkt: “Ich! Hasse"! Spielen!”: Es wird konkret und Verspieltheit ist nicht (nur) rumblödeln sondern kann auch zum Beispiel intellektuell sein (dazu gleich mehr).
Spielen im Arbeitskontext ist vielen Menschen unangenehm, sagt die Journalistin, Trainerin und Coachin Barbara Maas. Weil man sich selbst verletzlich macht, bekanntes Terrain verlässt und sich alles so unernst anfühlt. Barbara moderiert Design Sprints, arbeitet viel mit Kreativtechniken und ja: Spielen. “Mittlerweile sage ich in Workshops oft gar nicht mehr, dass wir jetzt etwas spielen sondern dass wir eine Übung oder Challenge machen. Das senkt die Hemmschwelle und erleichtert den Einstieg. Und wenn die ersten lachen, ist alles gut.”
(Du willst gleich zu Barbaras Tipps? Verständlich, dann scroll einfach bis zum Bild).
Während playful im Englischen einfach ein Adjektiv ist, ist das Deutsche Spielen mit Kindlichkeit konnotiert, so der Psychologe Kay Brauer. Er forscht zu Verspieltheit und weiß, wer verspielt ist, ist:
experimentiervoller beim Sex
und zufriedener in Beziehungen
Wobei hier nicht klar ist, was Henne und was Ei ist. Ist man also fitter, weil man verspielt ist. Oder ist man verspielt, weil man fit ist.
Spielen ist nicht verspielt sein. Das sind unterschiedliche Konzepte. Spielen ist etwas, dass man tut. Zum Beispiel, wenn man Karten spielt. Verspielt sein hingegen ist ein Persönlichkeitsmerkmal. Und weil es ein Persönlichkeitsmerkmal ist, ist es auch individuell. Verspieltheit kann intellektuell, auf andere ausgerichtet, extravagant sowie unbeschwert sein.
Kay Brauer, definiert Verspieltheit als eine Art Zaubermittel, dass uns hilft: “Situationen so umzugestalten, dass sie als unterhaltsam, interessant oder intellektuell stimulierend wahrgenommen werden.” (Hier geht es zum Paper).
Say no more, was muss ich tun?
Die Wissenschaftler René Proyer und Kay Brauer haben eine Studie mit 533 Menschen durchgeführt und diese in drei Gruppen eingeteilt:
Gruppe 1, Denken: Sollte am Ende des Tages an drei spielerische Dinge denken, die an dem Tag passiert waren. Und diese 15 Minuten vor dem Schlafen aufschreiben.
Gruppe 2, Machen: Sollte ihre Verspieltheit anders nutzen als sonst (zum Beispiel etwas Verspieltes auf der Arbeit machen). Auch sie sollten diese Sachen 15 Minuten vor dem Schlafen aufschreiben. Und wer an den Spielereien beteiligt war, sowie wie sie sich selbst dabei gefühlt haben.
Gruppe 3, Zählen: Diese Gruppe sollte die spielerische Erlebnisse, die sie an dem Tag gemacht hatten, zählen. Hierbei war es egal, ob sie selbst Teil des Erlebnis waren oder nur beobachtet hatten. Auch sie sollten die Erlebnisse aufschreiben.
Placebo-Gruppe: Diese Aufgabe hat nichts mit dem Experiment zu tun. Die Gruppe sollte ihre Erinnerungen an die frühe Kindheit am Abend aufschreiben.
Bis auf die Placebo-Gruppe führte das aktive Einbeziehen von Verspieltheit durch Denken, Machen oder Zählen zu einem Anstieg von Verspieltheit der Teilnehmer:Innen (Befragung). Wer also versucht in kleinen Schritten Verspieltheit mehr Raum zu geben, trainiert diese auch an. Das ist eine Haltung. Die Wissenschaftler konnten auch feststellen, dass die Depressivität abnahm, während die Verspieltheit anstieg (Wichtig: Depressivität ist keine klinische Depression, das ist eine ernstzunehmende Krankheit).
Ihr wollt jetzt auch mehr Spielen?! Hier kommt Barbara!
Barbara Maas (links) und ich (Marlene Borchardt) beim: Spielen! Fragwürdige Fashion-Choice auf meinem Kopf, aber mit SAP Scenes und Barbara würde ich jederzeit wieder einen Medien-Utopien-Workshop spielen, äh, moderieren. (Bucht uns gerne :)).
Drei Fragen zum Spielen im Job an Barbara:
Wann soll ich spielen? Spielen kann die psychologische Sicherheit und Kreativität im Team fördern, beim gemeinsamen Lernen helfen und die Energie heben. Deshalb ist meine Antwort: so oft wie möglich. In meinen Seminaren oder Workshops wird immer gespielt. Es gibt aber auch Situationen, in denen ist ein “lustiges Spiel” tabu: zum Beispiel bei schweren Konflikten, unternehmerischen Schwierigkeiten oder Kündigungen.
Warum sollte ich spielen? Für mich hat jede spielerische Intervention bei der Arbeit oder beim Lernen auch einen Zweck. Zum Beispiel: sich auf den jeweiligen Arbeitsmodus oder das Thema einzustimmen oder sich kennenzulernen. So bringt man schnell alle auf einen Nenner: alle machen mit, jeder hat sich schon einmal eingebracht. Damit fällt es auch eher introvertierten Menschen leichter, sich später einzubringen.
Wie will ich spielen? Beim Design Thinking kann es schon sein, dass man sich spielerisch zum Horst macht. Klatschen, andere anfassen, Pantomime: Bewegungsspiele können sich extrem albern anfühlen. Da muss sich ein Team schon sehr vertrauen. Ich liebe zum Beispiel das Improv-Spiel “I am a tree”, weil es hilft, gemeinsam wild zu assoziieren und auch den Körper mit einzubeziehen - eine tolle Einstimmung auf Kreativphasen. Ich spiele es aber extrem selten, weil es in die Situation passen muss. Also vorher unbedingt überlegen: Wer ist dabei? Wie sind die Leute so und wie gut kennen sie sich? Was ist das für eine Art von Treffen? Mein Tipp für traditionellere Arbeitskontexte: mit Vorgesetzten vorher darüber reden und sich die “licence to play” abholen. Wenn es dann so weit ist, mache ich immer klar: Das ist eine Einladung, etwas Neues auszuprobieren, und es ist okay, nicht mitzumachen oder irgendwann auszusteigen. Es hilft ja niemanden, sich gedrängt zu fühlen oder sich zu schämen. Ich fange an mit einfachen Dingen - und nicht etwas Herausforderndem.
Was soll ich spielen? Drei konkrete Spiel-Ideen:
Icebreaker-Fragen: Das einfachste Spiel der Welt. Beginne ein Meeting mit einer Frage und freue dich über die unterschiedlichen Antworten. Beispiele: Was müssten wir tun, damit dieses Meeting ein Reinfall wird? Was ist deine Superpower? Welches Zauberwort rettet dich in den kommenden 60 Minuten? Wenn Zeitreisen möglich wären, wohin würdest du reisen? Warum? Wenn du als Gemälde in einem Museum hängen müsstest, welches wärst du?
Gerade wenn sich Menschen noch nicht so gut kennen oder unterschiedliche Positionen haben und etwas zusammen erarbeiten sollen, bietet sich dieses Spiel an: Macht in kurzer Zeit (2 bis 5 Minuten, je nach Gruppengröße) eine Liste mit zehn Gemeinsamkeiten. Was verbindet euch?
Neue Ideen zu entwickeln, ist anstrengend. Wenn du allein oder im Team irgendwo feststeckst und den Kopf freibekommen möchtest, lass dir von protobot.org eine verrückte Design-Challenge vorschlagen - und zeichne in fünf Minuten das Ergebnis. Als ich das letzte Mal geguckt habe, bekam ich die Aufgabe: “Design a tootbrush for long, lazy summer days.” Es gibt insgesamt mehr als 47.000 Kombinationsmöglichkeiten. Viele Möglichkeiten, um wieder in den kreativen Flow zu finden.