Nach dieser Mail willst du Basketball spielen 🏀
Und wie Aktivismus Wut und Joy miteinander verbindet.
Eigentlich müsste man diese Folge hören können, weil Aileen Puhlmann (41) so mitreißend erzählt, dass man sofort loslaufen möchte und
Basketball spielen will (oder zumindest zuschauen)
Sich auf ein Spinning-Rad schwingen will
Mit Freund:innen Wein trinken ohne Zeitdruck
Aileen ist Vorstand und Geschäftsführerin des Vereins von LemonAid und ChariTea, der sich für die Förderung von fairem Handel und sozialer Gerechtigkeit einsetzt.
Sie klärt auf Instagram über Rassismus und strukturelle Ungerechtigkeit auf, erzählt von ihrem Leben als Alleinerziehende und sie macht die besten Stories zu Basketball und Freund:innenschaft.
Basketball ist Urlaub vom Leben
“Ich spiele seit über 30 Jahren Basketball. Und ich bin so froh, dass ich Sport nicht im Diet-Culture-Kontext kennengelernt habe, sondern als Teamsport.
Von Freundinnen höre ich oft, wenn es um Sport geht:
Ich muss mal was für meinen Rücken tun!
Ich muss mal wieder zum Sport!
Basketball ist für mich kein Zwang, sondern das Erlebnis als Team. Ich bin eine gute Cheerleaderin, ich kann Menschen einfach gut anfeuern und begeistern. Und im Basketball kann ich diese Eigenschaften, die ich an mir mag, mitnehmen. Ich ziehe die Energie aus anderen, bin extrovertiert. Trotzdem habe ich beim Basketball nicht immer Spaß, weil ich auf einer verantwortungsvollen Position spiele und deshalb nicht einfach abschalten kann. “
“Letztens war ich bei einem Basketball-Spiel und habe nur zugeschaut. Ich war weder auf dem Platz noch die Schiedsrichterin. Dieses Dribbel-Geräusch, der Geruch der Halle, diese Auszeit, weil ich einfach freiwillig dort war und auch nicht woanders hin musste, das hat Spaß gemacht. So einen Rückzugsort habe ich zu selten in meinem Leben.”
Spinning: Die Tür geht zu, der Bass setzt ein.
“Ich gehe einmal die Woche zu Rocycle in Hamburg. Das ist ein Spinning-Studio. Du kommst dort an und dein Handy und deine Uhr bleiben draußen im Spind. Wenn du in den Raum kommst, klickst du dich mit deinen Schuhen auf dem Rad ein, die Tür schließt sich, das Licht geht aus und der Bass setzt ein. Es ist nichts Verbotenes, aber es fühlt sich so an. Diese ganze Club-Atmosphäre. Ich liebe diese Erfahrung, die ich dort im Kollektiv mache. Es ist ein unglaublich gutes Gefühl, synchron im Rhythmus zu sein. Für mich ist das einfach all in one: Ich habe Musik, ich schwitze und ich bin im Flow. In dieser Stunde unterbricht mich nichts.”
“Vor dem Studio sah ich beim ersten Mal nur blonde, schlanke Lenas mit Pferdeschwanz. Das hätte mich abschrecken können, aber ich dachte mir “claim the space!” Und ich bemerkte: Es gibt immer wieder Überraschungen in der Konstellation der Gruppe.”
Rocycle hat eine Diversity & Inclusion Policy, damit werben sie auch und setzen sie um.
“Für mich kann es ein guter Start in das Wochenende sein, mit einem Sportkurs zu starten. Ich kann so Selbstsabotage verhindern und Energie mitnehmen. Also verhindern, auf dem Sofa einfach eine Serie zu bingen (was auch manchmal einfach toll ist). Das klappt, wenn ich die Ressourcen dafür habe, mich zu motivieren. So kann ich ein Absinken der Energie verhindern. Diese Ressourcen habe ich aber nicht grundsätzlich. Es muss eine gute Grundstimmung da sein, dann kann ich Bedingungen schaffen, um Spaß zu haben.”
“Ich liebe es, meine körperlichen Grenzen auszutesten. Das macht mir Spaß! In dem Jahr nach der Geburt meiner Tochter bin ich Marathon gelaufen. Ich mag das, weil bei Langstreckenlauf auch immer Absurdität und Wahn dabei ist.”
Außerdem könne man Sprüche wie “Du hast keinen Läuferinnen-Körper” entkräften.
Es passiere außerhalb von Verpflichtungen. Außerhalb von Lohn- und Care-Arbeit.
“Ich erlange ein neues Level und ich kann abschalten.”
Aktivismus: Wut und Joy
“Als Schwarze Frauen müssen wir auch copen. Wir müssen uns mit unserer Identität und den Barrieren auseinandersetzen. Und ich habe Empathie mit jeder Schwarzen Frau, die jetzt wütend ist. Wut ist wichtig, denn sie setzt Energie frei. Diese Wut treibt den Aktivismus an. Aber es muss auch Leichtigkeit geben, denn die Welt ist ungerecht. Ich blicke im Moment mehr auf meine Joy. Es ist wie ein Staffelstab, den man weitergibt. Aber man kann auch Joy und Leichtigkeit im Aktivismus finden, weil man zusammen für etwas einsteht. Und weil man mit tollen Menschen zusammen ist.”
Spaß und Arbeit: Auch innerhalb von Verpflichtungen kann Joy entstehen.
“In meinem Job gibt es viel Schwere. Denn es geht um die Challenges der Welt, es geht um Armut. Und auch wenn ich daran arbeite und darüber rede, es geht nicht vorbei und deshalb ist es wichtig auch über Leichtes zu sprechen und für mich auch einen Fokus auf Leichtigkeit im Leben zu setzen. Das kommt nämlich viel zu kurz. Gleichzeitig ist es ein wahnsinniges Privileg, dass ich mir innerhalb meiner Arbeit Spaß und Leichtigkeit kreieren kann. So kann innerhalb von Verpflichtungen Joy entstehen.”
Zum Beispiel bei Veranstaltungen auf der Bühne:
“Zuerst kickt das Imposter-Syndrom, ich stehe auf der Bühne, bin aufgeregt, dann geht das Licht aus und dann performe ich. Die nickende Audience gibt mir den Thrill der Bestätigung. Wenn mir dann noch Leute sagen, dass etwas, das ich gesagt habe, bei ihnen etwas ausgelöst hat, dann spüre ich Joy.”
“Ich bin nicht die Mutter, die spielt, sondern eher die, die Erlebnisse kreiert.”
“Bald fahre ich mit meiner Tochter gemeinsam nach Paris und wir werden dort einfach gemeinsam die Stadt erleben und im Hotel schlafen, das liebt meine Tochter, weil wir sonst immer bei Freunden schlafen. Und wenn wir in Südafrika sind, dann fahren wir oft an die Wild Coast. Wir fahren etwa sechs bis sieben Stunden, obwohl es von unserem Startpunkt aus nur knapp 350 Kilometer sind. Die Straßen sind schlecht. Und wenn man dort ankommt, dann sind wir einfach da. Es sind kleine runde Häuser direkt am Strand, die lokale Community betreibt die Bulungula Lodge und wir fahren seit Jahren regelmäßig dahin. Es gibt kein Überangebot wie in Kapstadt, sondern man kann am Strand spazieren und Muscheln sammeln. Man kann Kanu fahren oder vielleicht mal Yoga machen. Das Internet ist schlecht und wir sind dort einfach im Moment.”
“Leichtigkeit und das Unvorhergesehene machen Spaß. Wenn man sich am Abend denkt: Das habe ich nicht von diesem Tag erwartet. Richtig viel Spaß hatte ich an einem Tag im Frühling im vergangenen Jahr. Ich hatte kinderfrei, weil ich am Vormittag gearbeitet habe. Ich bin mit meinem Rad von der Arbeit in mein Viertel gefahren und habe eine Freundin getroffen. Wir haben Wein getrunken und es kamen immer mehr Freunde und Bekannte dazu.”